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Evercade in RETURN und die Geschichte von BLAZE

1 Tobi

Ich habe keine Kosten und Mühen gescheut zwinker um mir die Ausgabe 42 (September 2020) der RETURN noch zuzulegen. Denn dort wurde das Evercade Handheld das erste Mal vorgestellt.



Auf insgesamt vier Seiten wird über den Handheld von Blaze Entertainment berichtet. Allerdings geht man in dem Artikel von Autor Daniel Zant davon aus, dass "Blaze", die alte Firma "Blaze" wäre. „[...] Ist das nicht jenes Unternehmen, das sich mit Mini-Arcade-Automaten und Atari-Handhelds einen wenig schmeichelhaften Ruf erarbeitet hat? Ja, das schon, aber dieses Mal scheint Blaze aus Fehlern der Vergangenheit gelernt und seine Hausaufgaben gemacht zu haben. [...]“ Stimmt das?
Denn bei dem anderen "Blaze" handelt es sich um der hierzulande bekannten Firma "Blaze Europe" aus Sheffield, die in Deutschland eine Zweigstelle namens "Fire International" besaßen. Hinter Blaze Europe standen zuletzt die Namen: Jason Peter Cooper (CEO), Gary Brian Copeland (Mitarbeiter), James Bill (Mitarbeiter), Luisa Bixio (Verkaufsleiterin), Virgilio Bixio Bordonnaro (Präsidentin), Raffaella Carissimi (Abteilungsleiterin), Michael Paul Flanagan (Firmenchef), sowie die dazugehörigen Firmen Waterlow Secretaries Limited und Waterlow Nominees Limited. Die Insolvenz wurde am 5. März 2013 eingeleitet und am 15. März 2015 vollendet durch die Unterzeichner Philip David Nunney und Nicola Jane Kirk.



Es stimmt auf jeden Fall, dass das alte "BLAZE" sich selbst an einem Handheld versuchte und mit dem "GameGadget" einen Retro-Handheld herausbrachte, den ich selbst besaß. Allerdings war das Gerät so schlecht, dass es am Ende verramscht wurde und kaum Spiele dafür erhältlich waren. Der Plan war schon ähnlich, doch anstatt Spiele auf Modul konnte man diese in einer eigenen App für Windows kaufen und dann auf den GameGadget spielen. Allerdings gab es nur eine Handvoll Spiele von SEGA sowie ein paar kostenlose mehr schlecht als rechte Umsetzungen. Ingesamt gab es nur zwei Spiele, die direkt fürs GameGadget entwickelt wurden (GameGadget: Das wohl letzte Review von TopFree.de). Kurz gesagt: Der Handheld war (leider) grottenschlecht und es funktionierte fast gar nichts (Fun Fact: Es lag ein Composite-Kabel fürs TV dabei, aber der Ausgang funktionierte gar nicht).

Am Ende gab es Gerüchte zu einem "GameGadget 2.0", das allerdings nie auf den Markt kam und die Gerüchte dazu schnell verstummten. Wer mehr zum GameGadget erfahren möchte, findet ein paar weiterführende Infos bei TopFree.de.

Allerdings war Blaze Entertainment Ltd so schlau und hat sich gegen Ende 2020 die alten BLAZE-Domains blazeeurope.com und blazeretro.com gesichert. Oder gehören beide doch zusammen? Denn jetzt schleißen wir noch ein paar Parallelen: Funstock. Funstock hat den selben Firmensitz wie Blaze Entertainment. Funstockretro.co.uk hat die BLAZE-Produkte vertrieben. Bei Funstuck Distribution Ltd ist Jason Peter Cooper der CEO.

Blaze Entertainmet Limited (zuvor hatten bereits zwei Firmen den Namen inne, einmal vom 22.10.2009 bis 20.11.2009 und einmal vom 8.12.2015 bis 16.5.2017) hieß vom 6. Mai 2009 bis 8. Februar 2019 "Xploder Limited" und wurde von Ashok Bhardwaj (Bhardwaj Corporate Services Limited) und Ela Jayendra Shah gegründet. Am 8. Februar 2019 erfolgte die Umbenennung von Xploder Limited in Blaze Entertainment Limited. Achtung: Aktiver "Director" bei Blaze Entertainment Limited: Jason Peter Cooper. Schon einmal (oder eher mehrmals) gelesen den Namen? Aktiv eingetragen ist zudem noch David Nicolas Pain (ebenfalls als Director). Zwei Namen, die ich bis dato noch nie in Verbindung mit Blaze Entertainment gelesen habe. Dazu gesellt sich noch Andrew Byatt (der 1980 geboren wurde und davor bis 27.02.2018 bei Lazerbuilt Limited war, einer Firma, die (elektronisches) Spielzeug mit Lizenzen von Disney, Hasbro und Co. herstellt).

Fazit: Der Artikel aus der RETURN hat mich dazu gebracht, noch einmal ein wenig nachzuforschen. Mich haben solche Firmengeflechte schon immer verwirrt und hier ist es ebenfalls wieder der Fall. Denn bis jetzt dachte ich wirklich, dass Blaze Entertainment eine 2018 neu gegründete Firma gewesen wäre, dabei geht die Geschichte mit Umbenennung noch weiter zurück. Etwas komisch kommt mir eine (Firmen-)Website auch immer dann vor, wenn gar kein vernünftiges Impressum vorhanden ist. Hierzulande ist es zudem üblich, sein komplett Team einmal vorzustellen. Transparenz und so. In UK scheint dies nicht die Regel zu sein. Deswegen bin ich ehrlich gesagt auch etwas später auf den Zug Evercade aufgesprungen, weil mich damals u.a. abgeschreckt hatte, dass man nichts zu dem Team rund um Evercade findet. Dass Blaze Entertainment dahinter steckt, wird ebenfalls erst auf den zweiten Blick sichtbar. Am Anfang dachte ich sogar, dass Ryan Dekker Ryan Blaze heißt und die Firma deswegen so. Finde ich aus meiner Sicht sehr schade, da ich finde, dass eine offene Personalpolitik mehr Vertrauen aufbauen kann.

Doch Ryan Dekker hat sich dann tatsächlich vor ein paar Tagen zu der Thematik geäußert (übersetzt): „Wir sind offiziell Blaze Entertainment Ltd, es ist ein komplett neues Management im Gegensatz zu der ursprünglichen Marke "BLAZE". Wir verwenden die Marke nur effektiv wieder.“ Das ist tatsächlich das aller erste Mal, dass ich gelesen habe, dass sich jemand von Blaze (Evercade) dazu äußert.

Links / Quellen:
- https://find-and-update.company-information.service.gov.uk/company/06657080
- https://find-and-update.company-information.service.gov.uk/company/06896465
- https://find-and-update.company-information.service.gov.uk/company/09352286
- https://web.archive.org/web/20170903040224/http://www.funstockretro.co.uk/atari-retro-tv-joystick
- https://web.archive.org/web/20171220181715/http://blazeeurope.com/
- https://web.archive.org/web/20000818195817/http://www.blaze-gear.com/shop/index.html



PS: Eigentlich wollte ich nur die RETURN kaufen, um kurz über den Artikel dort drin hier drin zu berichten. Denn die mir vorliegende (veraltete, gibt es das bei einem Retro Magazin überhaupt?) Ausgabe 42 finde ich richtig gelungen. Das schwere Hochglanzheft bietet stolze 116 Seiten für 7,50 Euro. Irgendwie war ich von dem Magazin abgekommen und habe den Wandel vom 8-Bit-Magazin zu einem kompletten Retroheft aller "klassischen Computer und Konsolen" gar nicht richtig wahrgenommen. Leider gab es seit der letzten Ausgabe (51, November 2022) eine Preiserhöhung auf jetzt 9 Euro. Hui Buh. Alles, aber wirklich alles wird teurer. Ansonsten hätte ich womöglich sogar mal zu einem Abo gegriffen, nachdem ich jetzt die M! Games aufgrund ebenfalls immer weiterer Preiserhöhungen der letzten Jahre (und der Tatsache, dass ich keine NextGen-Konsole besitze) gekündigt habe. Die RETURN #42 ist beim Herausgeber (das ist wirklich noch etwas Besonderes, denn die RETURN vertreibt sich selber durch Herausgeber Frank Erstling) mittlerweile ausverkauft. Doch ihr bekommt diese noch bei pro(c) Atari (+ 4 Euro Versandkosten). Dort gibt es übrigens die letzten erhältlichen Exemplare des von mir herausgebrachten, layouteten und geschriebenen Ein Heft zum Game Boy. Kostenpunkt: Nur 3 Euro.

25.12.2022 14:55

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